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Unsere Auffassung bezüglich der Hundehaltung, der Zucht & Aufzucht, sowie der Anspruch den wir an zukünftige Familien unserer Welpen haben, ist nicht „Spinnerei“ ....sondern begründet sich in mehrere jahrzehntelanger Erfahrung und Beobachtung und wurde mittlerweile in den meisten Punkten auch von Kynologen, Verhaltensbiologen und/oder Medizinern bestätigt.
Das Leben und Training mit unseren Hunden, der Aufzucht der Welpen und deren Aufwachsen im Familienverbund hat uns vieles gelehrt. Der Wunsch für unsere Hunde und deren Nachkommen, die bestmöglichsten Grundlagen für ein langes, aktives, zufriedenes und gesundes Leben zu schaffen, haben unser Interesse - neben Genetik, Ernährungslehre, Biomechanik & Bewegungslehre - für Verhaltensbiologie, insbesondere der Kognition geweckt.
>>Wenn man nicht offen für Neues ist, keine eigenen Erfahrungen und fremde Erkenntnisse einfließen lässt,
und diese nicht immer wieder in Frage stellt, dann kann man auch 20 Jahre lang Alles falsch machen! (U. A.)<<

Unten, die uns am häufigsten gestellten Fragen & dazu die Antworten.


I. Warum wir Welpen nicht mit 8 Wochen abgeben? Antwort....

Die Entwicklung von Welpen verläuft sehr individuell, ebenso wie die „Abnabelung“ der Mutter von den Welpen. Mittlerweile ist in verschiedenen Studien belegt worden, dass es sich auf die mentale Stärke …die Fähigkeit der Stressbewätigung des Welpen sehr positiv auswirkt, wenn er länger im Familienverbund verbleibt.
Soziales Spielen und Lernen mit den Wurfgeschwistern in der angestammten Umgebung wird von Verhaltensbiologen gerade im 3. und 4. Monat als besonders wichtig bezeichnet. Eine eigentliche Bindung zu einem Menschen (Züchter sind hier in einer anderen Kategorie zu sehen) sei hingegen erst ab der 14. Lebenswoche (auch Beginn der Fremdelphase) richtig möglich.
Nicht nur die renommierten Verhaltensbiologen PD Dr. Udo Gansloßer und Dr. Adam Miklosi sind hier als Quellen anzuführen, sondern auch der amerikanische Hundeforscher Marc Bekoff, dessen Untersuchungen, die bereits in den 80er-Jahren stattfanden, zeigten, dass die Intensität und das Ausmaß des sozialen Spielens mit Wurfgeschwistern und "Babysittern" (erwachsene Hunde im Rudel, die sich mit um die Welpen kümmern) im Zeitraum des 3. und 4. Lebensmonats eine direkte positive Auswirkung auf deren spätere Geselligkeitstendenzen hat.
Die von Züchtern für die frühe Abgabe vorgeschobene Prägungs- bzw. Sozialisierungsphase lässt sich nur bedingt anführen, da diese Phase bis zur 15./16. Woche dauert (die sich im Alter von ca. 6-9 Monaten wiederholt), also noch ausreichend Zeit bietet. Außerdem ist eine Sozialisierung zusammen mit Mutter und/oder Geschwistern ebenso durch den Züchter möglich, und läuft sogar für den einzelnen Welpen entspannter ab – Die meisten Züchter lehnen jedoch schlichtweg diesen Aufwand ab und vergessen dabei, dass gerade im Hinblick auf die Zucht diese zusätzliche Zeit- in der man die Entwicklung beobachten, die Anlagen und Charaktere besser einschätzen kann – für einen Züchter äußerst wertvoll sein kann.
Ein weiterer Aspekt, der für eine spätere Abgabe spricht, ist, dass etwa ab der 8. oder 9. Woche der Welpe eine Ortsbindung entwickelt. Auf ihm unbekannte Gebiete wird zunächst mit Unsicherheit oder ängstlich reagiert. Die zu früh erfolgte gewaltsame Entfernung eines Welpen vom Ort seiner Geburt kann das Tier in dieser Lebensphase bisweilen so traumatisieren, dass es sein Leben lang verunsichert bleibt. Diese plötzliche Ortstrennung eines zu früh von der Züchterfamilie getrennten Welpen hat größeren Einfluss auf seine Entwicklung als die Trennung von Wurfgeschwistern oder der Mutter.

Dies alles spricht für ein Abgabealter erst ab der 12. bis 14. Woche, ebenso, dass die Immunität gegen gewisse Krankheiten erst mit 2. Impfung (12. Woche) gewährleistet ist.


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II. Warum wir Freilauf als so wichtig ansehen?…oder: Warum „Leinenzwang“ schädlich ist? Antwort....

Mal ganz abgesehen davon, dass „Freilauf“ Bindung und Teamgeist stärkt,

- denn, wenn ich mit dem Hund als Team agiere, gehört Vertrauen auf beiden Seiten dazu
.- und nur wenn ich dem Hund mein Vertrauen schenke und ihn von der Leine lasse, erhalte ich auch sein Vertrauen ….die Bindung wird dadurch gestärkt

......wirkt sich Leinenzwang schädlich auf Gelenke und Muskulatur aus.

denn. . . . . . Bewegung ist nicht gleich Bewegung.
In der Biomechanik und Bewegungslehre kennt man die Anpassungstypen Schnelligkeit und Kraftanpassung (englisch „stride“ für Schrittlänge und „strength“ für Kraftanpassung).
Die Beweglichkeit der großen Gelenke unterscheidet sich je nach rassebedingten Funktionsanforderungen, was deutliche Auswirkungen auf den Bau und den Verlauf von Muskeln, Bändern und den gesamten Bewegungs- und Halteapparat hat. Wer die Beine überwiegend in eine Richtung vor und zurück schlenkert wie z.B. Windhunde, braucht eben auch die Muskulatur nur in dieser Richtung, und der Halteapparat kann entsprechend anders ausfallen. Wer, wie z.B. unsere Clumber, seine Gelenke in viele Richtungen drehen und kraftvoll Druck ausüben will, braucht starke Haltemuskeln und kräftiges Bindegewebe.
Bewegung ist das Lebenselixier für die Gelenke!
Ein Gelenk – oder genauer gesagt – der Knorpel ist auf die ununterbrochene Versorgung von wichtigen Nährstoffen durch die Gelenkflüssigkeit angewiesen. Erst durch regelmäßige körperliche Aktivität kann der gefäßfreie Knorpel die wertvollen Nährstoffe aufnehmen. Bei jedem Schritt wird der Knorpel „massiert” und leicht zusammengepresst. Durch diesen Pumpmechanismus werden frische Nährstoffe in den Knorpel befördert. Lässt die Druckbelastung nach, fließt die Flüssigkeit in den Gelenkspalt zurück und nimmt auf diesem Wege auch Abbauprodukte aus dem Knorpel mit.
Bei geradliniger, gleichförmiger Bewegung jedoch sind mehr als große Teile der Gelenkflächen nicht beteiligt – d.h. der Knorpel wird nicht mit wichtigen Nährstoffen versorgt und Abbauprodukte bleiben liegen. Die Folge, nicht benutzte Gelenkknorpel degenerieren, können sich entzünden, absterben und sind oftmals die Ursache für Gelenkveränderungen wie Arthritis oder Arthrose.
Nur durch unregelmäßige Bewegungen, plötzliche Brems- und Wendemanöver, Springen, den Stopp- and-Go-Betrieb (beispielsweise beim Freilauf, freien Bewegungsspiel oder beim Spiel mit Artgenossen) wird die gesamte Gelenkoberfläche z. B. in der Hüfte oder auch im Schultergelenk benutzt. Hunde, die große und offene Gelenkflächen haben, sind also ganz besonders auf Bewegungen in alle Raumrichtungen angewiesen und leiden umso mehr darunter, wenn sie nur an der Leine geführt werden…. also nur im Schritt und/oder im Trab bewegt werden. Eine Erhöhung der Geschwindigkeit allein - z.B. durch das Ausführen mit dem Rad – verändert nichts, da sich die Gelenkoberfläche die dafür benötigt wird nicht vergrößert

All das sind Gründe warum wir neben ausreichend "Freilauf", die Bewegung der Mädels durch Schwimmen, Training mit Agility-Elementen usw., so abwechslungsreich wie möglich gestalten. "Unsere mehr als 4 Jahrzehnte mit Hunden.... und auch jetzt wieder Velvet - nun in ihrem 12. Lebensjahr - die immer noch mit viel Spaß beim Hürdenspringen, Schwimmen usw. führend dabei ist ....kaum abgebaut hat, haben uns darin bestätigt.
»Ohne Freiheit kann man sich nirgends zu was Schönem entwickeln.«
Zwar in einem anderen Zusammenhang gefallen, finde ich aber diesen Satz von TH. Fontane übertragen auch bei unseren Hunden und diesem Thema in zweierlei Hinsicht sehr passend. Zum einen weil eine gesunde Muskulatur, eine bessere Haltung und Ausstrahlung zur Folge hat….ebenso wie ein selbstbewusster, ausgeglichener Hund.


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III. Wieso wir bereits mit den Welpen Freilauf üben?
....oder: Warum Lernen durch Beobachtung - soziales Lernen - für Welpen so "normal" ist?
Antwort....
Wie im obigen Punkt genauer erläutert, ist Freilauf für uns ein wichtiges Thema – bezüglich Erziehung/Teambildung und vor allem auch Gesundheit. Daher ist es nur schlüssig es so früh wie möglich in den Hundealltag einzubinden.
Ein Welpe ist (noch) viel leichter bei Ausflügen zu steuern, auch das nachahmende Verhalten kann man sich bei Spaziergängen mit der Mutter oder anderen Rudelmitgliedern (Babysittern) zu Nutze machen. Recall mit Ruf, Handzeichen oder Doppelpfiff prägt sich der Welpe sehr schnell ein.
Gerade weil wir die Erfahrung machen konnten, dass viele Hundehalter zu zögerlich sind, wenn es heißt den Hund von der Leine zu lassen, wollen wir schon vor dem Auszug dem Welpen ein paar Grundlagen spielerisch beibringen und der neuen Familie damit eine gewisse Sicherheit – falls nötig.

 Video
Sparkler
4 Mon. (Video)

Rückruf mit Pfeife......auch bei verlockenden Raben kein Problem, wenn man es von Anfang an in die Welpenspaziergänge mit den Großen einbaut.

Video
Lunas & Phoenix 5 Mon. (Video)

Aber auch beim Training kann man sich das soziale Lernen zunutze machen.....
 Video
Lunas das erste mal am See mit Mama
. (Video)

Apportiertraining / Wasserarbeit ist ein Leichtes mit einem souveränen Erwachsenen als Lehrmeister

Video
Phoenix das erste mal am See mit Mama (Video)

Laut Verhaltensbiologen, u. a. Dr. Adam Miklosi, haben Welpen biologisch gesehen eine Neigung zum Imitieren bzw. zum Lernen durch Beobachtung. Es geht darum, vom Elterntier durch Nachahmung Informationen zu gewinnen, ähnliche Verhaltensweisen auszuprobieren, die gleichen Orte aufzusuchen usw.. Es ist völlig normal und davon auszugehen, dass die Welpen das ständig untereinander und im Kontakt mit der Mutter praktizieren.
>>Wir haben das selbst schon öfter erlebt, wenn z. B. bei der Übung "Ablegen / Lay down" per Handzeichen, der Welpe anfangs das Handzeichen nachmacht - also mit der Pfote winkt - anstelle des Ablegens. Wenn man diese Übung, dann dem Welpen zusammen mit einem erwachsenen Hund machen lässt, klappt es meist sehr schnell, weil er es ich vom Großen abschaut.<<
Mit der üblichen Art der Aufzucht und Erziehung jedoch, gewöhnt man einem Welpen im Prinzip das Imitieren ab, so Miklosi. Wenn die Welpen in eine neue Familie einziehen, werden sie diese Strategie ebenfalls anwenden. In normalen Haushalten ist meist nicht erwünscht, dass der Welpe das Gleiche tut wie der Mensch, zum Beispiel Essen vom Tisch zu nehmen. In manchen Situationen ist das Nachahmen natürlich gut, wie beim gemeinsamen Spiel, aber sehr viele Verhaltensweisen werden einfach verboten. Dem Welpen oder erwachsenen Hund wird damit signalisiert, dass Nachahmung nicht gut ankommt. Er wird nicht mehr automatisch nachahmen sondern wird darauf trainiert nur Erlaubtes zu machen, was ein Problem sein kann. Das Nachahmungstraining (wie zum Beispiel Claudia Fugazza es praktiziert) ist hier eine gute Sache. Im Prinzip ist es eine Erinnerung an die „guten alten Zeiten“ und damit ein Anknüpfen an die natürlichen, biologisch gegebenen Fähigkeiten des Hundes
.

Dr. Ádám Miklósi … … ist Leiter der inzwischen weltweit größten Forschungsgruppe zum Thema Hund. Als bekanntester Verhaltensforscher in der Kynologie leitet er am Lehrstuhl für Ethologie der Eötvös Lorand University in Budapest/Ungarn unter anderem Forschungsarbeiten auf den Gebieten des sozialen Lernens, der experimentellen Verhaltensanalyse, Verhaltensgenetik und Neuroethologie und der genetischen Basis von Verhaltensabweichungen.


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IV. Warum wir Hunde aus englischen Arbeitslinien bevorzugen? - Heritabilität & Trainierbarkeit
...oder: Warum Hunde aus reinen Arbeitslinien nicht schwerer handlebar sind? – im Gegenteil!
Antwort....

(Zunächst ein kleines Vorwort: Ich (wie auch angeführte Studien) verwende die Begriffe Arbeitslinie & Showlinie. Ich weiß dass manche den Begriff „Showlinie“ für ihre Hunde nicht gerne hören, aber damit ist keinerlei Wertung, sondern lediglich eine Unterteilung der Linien nach der „Verwendung“ und/oder dem vorrangigen Zuchtziel verbunden. Den (mir vorgeschlagenen) Begriff „Standard“- anstelle von „Show“linie zu verwenden, lehne ich ab, da dies ja fälschlicher Weise implizieren würde, dass Hunde aus „Arbeitslinien nicht dem Standard entsprechen würden).

In unserem beinahe halben Jahrhundert Zusammenlebens & Arbeiten mit Hunden – anfangs aus beiden Linien - tendierten wir jedoch aufgrund unserer Erfahrungen im Laufe der Jahre immer mehr in Richtung der Arbeitslinien – nicht nur wegen des gesundheitlichen Aspekts. Da wir das Training mit… bzw. die anlagengerechte Beschäftigung der Hunde für sehr wichtig - für einen ausgeglichenen, zufriedenen Hund - halten, hat sich bei uns der Eindruck immer mehr verstärkt, dass das Training viel einfacher mit „working dogs“ ist. Durch unsere Würfe hat sich dieser Eindruck noch verstärkt.

1. Generation "Velvet"
( Mutter: Arbeitslinie, Vater: Arbeitslinie/Showlinie) war bereits relativ einfach zu handlen
.2. Generation
(Vater: ebenfalls aktive Arbeitslinie) hier bemerkten wir, dass trotz der Unterschiede im Charakter und der Verteilung der Anlagen, das Training noch einfacher wurde.
3. Generation
(beide Elternteile stammen aus Arbeitslinien und werden regelmäßig trainiert) hat sich das – soweit bisher absehbar - noch einmal verstärkt….bzw. das Handling / die Trainierbarkeit erleichtert.

Damit hat sich für uns die ,inzwischen durch Studien belegte, „Heritabilität von erlernten Fähigkeiten“ nochmals bestätigt.
Wichtig hierbei ist auch, dass diese ererbten Fähigkeiten auch weiterhin durch ein stimulierendes Umfeld gefördert werden müssen, um diesen „Lernvorteil“ dauerhaft zu nutzen.
Zu den Themen „Heritabilität von Trainierbarkeit“ und dem Einfluss von Umweltfaktoren auf Trainierbarkeit, Verhalten und Entwicklung bei Welpen gibt es zahlreiche Studien. Einige davon z.B. in dem Buch Verhaltensbiologie für Hundetrainer von Dr. Udo Gansloßer zu finden.
Wie bei Dr. Marie Nitzschner (Verhaltensbiologin) zu lesen ist, erwies sich bei verschiedenen Studien die Trainierbarkeit, als diejenige der untersuchten Eigenschaften mit der höchsten Heritabilität.
Verhaltensweisen, die z. B.:
- die Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen betreffen
- wie schnell ein Hund in neuen Situationen lernen kann
- wie sehr er sich auf eine Aufgabe konzentrieren kann
fallen in den Verhaltenskomplex, der unter „Trainierbarkeit“ beschrieben wird.
Auch Überschneidungen mit der Impulskontrolle gibt es hierbei.
Generell ergebe sich das Bild, dass die trainierbarsten Rassen entweder Vertreter der Herding- oder Sporting-Gruppe waren. Die Ergebnisse von Hsu und Serpell konnten auch in einer weiteren Studie bestätigt werden.
Auch Hart und Hart (1985), Ley et al (2009) und Turcsán et al (2011) fanden heraus, dass Hüte- und Sporthunderassen höhere Punkte bei der Trainierbarkeit erzielen.
Die Autoren erläuterten ihre Ergebnisse vor dem Hintergrund des ursprünglichen Zuchtziels dieser Rassen. Die Hunde dieser Rassen wurden für kooperative Aufgaben mit ständigem Sichtkontakt zu ihrem Menschlichen Partner selektiert, also wurden hier Fähigkeiten wie der Aufmerksamkeitsfokus auf den Menschen, Reaktionsbereitschaft auf kommunikative Signale und Anweisungen, sowie ein schnelles Lernvermögen züchterisch begünstigt.
Aber nicht nur die Rasse an sich, sondern auch die Zuchtlinie spielt hier eine entscheidende Rolle.
Erwartungsgemäß wiesen die Arbeitslinien eine deutlich höhere Trainierbarkeit auf als die Showlinien.

Dies können wir aufgrund unserer Erfahrungen nur unterstreichen und es widerspricht der oft gehörten Unterstellung, dass ein Gebrauchshund schwieriger im Handling sei.
Hunde mit hoher Trainierbarkeit besitzen eine hohe Apportiermotivation und fokussieren sich auf eine Aufgabe.
Zudem habe sich gezeigt, dass Hunde mit höherer Trainierbarkeit eine höhere Lebenserwartung haben.
Übrigens: Einzelne Gene, die die Trainierbarkeit eines Hundes beeinflussen, stehen auch beim Menschen im Zusammenhang mit Intelligenz und der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. ( Kate C. Mac Lean et al. 2019)


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V. Warum Spielen und spielerisches Training so wichtig sind?
...oder Was ist Spiel und was bereits Training?
Antwort....

»Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann.« (J.Y.Cousteau)
Denn: Spielen macht nicht nur Spaß macht, sondern stärkt auch die Bindung, wirkt stressdämpfend, ist in vielerlei Hinsicht gesundheitsfördernd, dient dem Lernen von sozialen Regeln und Konventionen sowie das korrekte Anwenden von Signalen und Verhaltensmustern.
Grundsätzlich werden drei verschiedene Arten von Spiel unterschieden:
> das Sozialspiel
> das Solitärspiel
> das Beutefangspiel
Doch was ist eigentlich „Spiel“?
Merkmale des Spielverhaltens:
• stressfreies, entspanntes Umfeld als Voraussetzung
Tiere spielen nur dann, wenn keine Fressfeinde, keine sozialen Spannungen oder andere Belastungen in ihrer Umgebung vorhanden sind. Die Aktivität der Stresshormone im Gehirn dämpft normalerweise merklich und nachweisbar die Lust am Spielen, und auch spielerisches Lernen funktioniert folglich nicht in einer belastenden und stressgeladenen Umwelt. Ein entspanntes Umfeld ist nicht nur für den Hund wichtig, auch wir sollten den Kopf frei haben. Andernfalls ist es sinnvoller, sich gar nicht erst aufs Spiel einzulassen, sondern auf entspanntere Zeiten zu warten, die besser für spielerisches Lernen geeignet sind.
• häufige Wiederholung des betreffenden Verhaltens
• das Fehlen der jeweiligen Endhandlung als Ziel des Verhaltens
Apportieren, egal ob Dummy oder Ball zählt daher nicht zum Spiel.
• freie Kombination von Elementen aus verschiedenen Verhaltenskreisen
Spielende Hunde kombinieren in ungeordneter Reihenfolge Elemente des:
- Kampfverhaltens: wie Maulringen und Balgen,
- Beutefangverhaltens, also Beschleichen, Anspringen und Schütteln,
- Sexualverhaltens und der sozialen Körperpflege, durch Knabbern und Belecken, in beliebiger Reihenfolge miteinander.
• häufiger Rollenwechsel
„Jäger wird zum Gejagten“ oder der in der Balgerei oben Stehende lässt sich fallen und liegt plötzlich unten, wechselndes Anschleichen und Anspringen beim Beutefangspiel. Echtes Spiel ist also immer zwischen beiden Parteien ausgewogen.
• lockere, entspannte, überschießende und übertriebene Bewegungen, z.B. mit schlenkernden Beinen.
• das sogenannte Spielgesicht
Diejenigen, die einen Hund beim Spielen schon mal über das ganze Gesicht „lachen“ gesehen haben, können das nachvollziehen.

 
Video
Unser C-Wurf mit 8 Wochen
(Video)

Spielen: Warum und wozu?
Viele Forscher haben bereits lange Zeit mit dem Spielverhalten und seinen Vorteilen beschäftigt. Die wichtigsten davon sind folgende:
Beim Spiel mit dem Hund, an den eine Bindung besteht, wird auf beiden Seiten – bei Mensch und Hund -, das sogenannte Bindungshormon Oxytocin, ausgeschüttet. Darüber hinaus wirkt Oxytocin - als Gegenspieler der Stresshormone - auch als Stressbremse und ist aufgrund der stressdämpfenden Wirkung gesundheitsfördernd.
Übrigens: Bei Studien zeigte sich, dass bei beiden Partnern der Anstieg des Hormons besonders stark ausfiel, wenn sich Mensch und Hund beim Spielen und Knuddeln lange und intensiv in die Augen gesehen hatten.

Das Spiel dient dem körperlichen Training und der Kondition.
Muskeln, Nervensystem, Durchblutung usw. werden in sportlicher Weise trainiert. Interessant: zeitlicher Rhythmus in dem die spielerischen Bewegungen wiederholt werden, entspricht beinahe genau dem, was bei einem sportmedizinisch gut durchgeplanten Programm gefordert wird:
o Übungswiederholung in schneller Folge über mehrere Sekunden/oder ein paar Minuten, dann wechselt das Programm und nach etwa 20 bis 30 Minuten kommt man zu der ursprünglichen Bewegungsform zurück. Dieser Rhythmus ist es, der Muskeln, Nerven, Blutgefäße und andere physiologische Strukturen besonders gut trainiert und fit hält.
o Bewegungen und Situationen, - sei es im Kampf oder im Beutefang oder Übernahme bzw. Verlust von Rangpositionen - die nur selten benötigt werden, können im Spiel trainiert werden

Video

Phoenix & Sparkler
(Video)

Video

Das Spiel dient dem Lernen von sozialen Regeln und Konventionen, ebenso wie dem Training von Fairness und dem korrekten Anwenden von Signalen und Verhaltensmustern.
Aktion und Reaktion auf gesendete oder empfangene Signale können ohne ernsthafte Konsequenzen ausgetestet werden.
Hunde, die z.B. wegen falscher Trainings- und Erziehungsratschläge zwischen ca. 4. bis 10. Lebensmonat, kaum oder gar keinen ungebremsten Spielkontakt mit gleichaltrigen Artgenossen hatten, werden oftmals auffällig. Trotzdem diese Hunde in dieser Zeit möglicherweise mit erwachsenen Hunden Sozialkontakt hatten zeigen sie oft später ein fehlgeleitetes Beutefangverhalten (attackieren oder verletzen Artgenossen), was wiederum in Unkenntnis der Situation oft als Aggressivität ausgelegt wird. Dieses Problem haben Hunde, die in Welpen- und Junghundespielgruppen gelernt haben, dass man Artgenossen auch im Spiel nicht allzu heftig mit Beutefangverhalten malträtieren sollte, in der Regel nicht.

Spielverhalten bei Welpen und Heranwachsenden hat eine Reihe von wichtigen Funktionen bei der Stabilisierung und Vorbereitung des Gehirns auf seine zukünftigen Aufgaben.
Mehrere Teile des Gehirns werden durch das Spiel gestärkt. Bereiche die zu tun haben mit:
o räumlicher Orientierung
o Bewegungs-koordination
o feinmotorischen Ablauf von Bewegungen

 
Video
 
Clowance mit 6 Wochen
(Video/Slide)

Zellteilungen werden angeregt, die Hirnrinde wird dicker, Anzahl und Verknüpfungsdichte der Nervenfasern steigen.
Folglich ergeben sich Probleme, wenn Hunde in der Welpen- und frühen Junghundezeit nicht toben und sich nicht spielerisch bewegen dürfen. Beeinträchtigungen der groben Motorik, mit ernsthaften Problemen die Balance zu halten.

• Der Botenstoff Dopamin führt zu einer doppelten Wirkung des Spielverhaltens. Dopamin ist als Selbstbelohnungs- und Lerndroge bekannt, wird im Mittelhirn gebildet und bei Erfolgserlebnissen ausgeschüttet.
o Es stabilisiert die Entwicklung mehrerer Teile des Gehirns, auch der Hirnrinde, und bereitet den Hund damit auf eine bessere geistige und soziale Leistungsfähigkeit in späteren Altersabschnitten vor.
o Dopamin wirkt nicht nur selbstbelohnend, sondern es erhöht auch die Vorfreude auf bestimmte Situationen. Wurde Dopamin produziert, z.B. beim Spiel, erinnert sich das Tier daran, dass das Spiel das letzte Mal Spaß gemacht hat, und freut sich darauf, die gleichen angenehmen Erlebnisse und Empfindungen wieder zu haben. Deshalb sind Spielsituationen auch Situationen, die regelmäßig von Jungtieren gesucht werden.

Das Spiel bei erwachsenen Hunden, dient neben der Vertiefung und Festigung der Paarbindung auch dem Zusammenhalt des Sozialverbandes.
Auch die ranghohen Rudelmitglieder können sich hier erlauben, sich genauso albern und ausgelassen zu benehmen wie Heranwachsende.

Lernprozesse, die mit Hilfe des Selbstbelohnungsbotenstoffes Dopamin
stattfinden, steigern z.B. die Bereitschaft, Gleiches in Zukunft öfter zu tun.
Lernvorgänge, die mit vielen Stresshormonen gekoppelt waren, nehmen
(den meisten Lebewesen jedenfalls) die Lust auf Wiederholung.

(Dr. U. Ganslosser „Verhaltensbiologie für Hundehalter“)



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VI. Warum wir uns für unsere Welpen aktive Familien wünschen?
.....und Warum auch mit „Senioren“ weiter trainiert werden sollte?
Antwort....

Vorab, wenn wir von "Aktivitäten mit dem Hund" und "Training" sprechen, ist nicht Hundeleistungssport gemeint. Ein Extrem in diese Richtung wäre wahrscheinlich für die Gesundheit des Hundes genauso abträglich, wie ein Bewegungsmangel.

 Video
Die Mädels '21
(Video)

Es gibt so viele Möglichkeiten ein paar kleine Trainingseinheiten / abwechslungreiche Bewegung im Alltag - neben den täglichen Spaziergängen - einzubauen. Egal ob Wasserarbeit oder einfach ein paar Hürden im Garten - eine Abwechslung beim Dummytraining.. Unsere Mädels lieben das.....besonders Velvet auch mit mehr als 11 Jahren


Wie
bereits in den Punkten II., IV. und V. ausführlich beschrieben, hat Bewegung und Training einen sehr positiven Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit. Muskeln und Gelenke sind ebenso auf „Stimulation“ angewiesen wie das Gehirn. Zudem ist bewiesen, - wie bereits unter Punkt 4 erläutert - dass ererbte Fähigkeiten auch weiterhin durch ein stimulierendes Umfeld gefördert werden müssen, um einen „Lernvorteil“ dauerhaft zu nutzen.
Übrigens: Bewegung und Kopfarbeit, eine artgerechte Beschäftigung, die dem Hund Spaß macht (und dem Halter), können - genauso wie positive Bestärkung.... - den Spiegel des "Glückshormons" Serotonin im Körper erhöhen, welches für Gelassenheit, Zufriedenheit und Stabilität beim Hund sorgt.
Umweltbedingungen bzw. die Haltung haben einen erheblichen Einfluss auf das Lern- und Neugierverhalten, auf Bewegungs- und Erkundungsaktivität, Lernfähigkeit und Problemlöseverhalten. Wie wichtig die Umweltsituation ist, zeigt auch eine Studie zu Alzheimer/Demenz bei Mäusen. Hierbei zeigte sich, dass bei ausreichenden Umweltreizen selbst bei genetischer Veranlagung zu diesen Krankheiten ein Schutz vor, bzw. eine Erkrankungsverzögerung erreicht werden kann. Dieser Schutz soll sogar ein paar Generationen anhalten. Aktivitäten und körperliches und geistiges Training wirken sich – wie beim Menschen auch - also sehr positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit der Hunde aus.
Ein langes, gesundes, zufriedenes und ausgeglichenes Leben – Das wünschen wir uns für unsere Kleinen!
Zucht und Aufzucht sind ein Baustein, ein weiterer wichtiger Faktor aber ist das Umfeld bzw. die Lebensbedingungen.


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VII. Warum wir Kastration sehr kritisch sehen?
...bzw. Welche gesundheitlichen Folgen daraus entstehen können?
Antwort....

Kastration
Ein Thema das uns sehr wichtig ist, das uns seit mehreren Jahrzehnten beschäftigt. Erfreulicherweise widmen sich zunehmend mehr Fachleute wie Verhaltensbiologen, Tierärzte usw. diesem Thema und bringen dadurch Licht in die Zusammenhänge, die Einflüsse auf Psyche und Physis.

Unser Beitrag hier kratzt nur an der Oberfläche, aber weckt vielleicht – das hoffen wir zumindest – das Interesse sich näher damit zu beschäftigen und zu informieren,… den Sinn und mögliche Folgen dieser Maßnahme, sowie Vor-und Nachteile zu hinterfragen, bevor man seinen Hund solch einem einschneidenden Schritt unterziehen lässt.

Empfehlenswertes Informationsmaterial / eine Bücherliste finden Sie am Seitenende!

Begriffserklärung: Kastration bedeutet Entfernung der Geschlechtsorgane, das gilt für Rüde oder Hündin gleichermaßen Beim Rüden werden die Hoden entfernt und bei der Hündin i. d. Regel die Eierstöcke., seltener auch die Gebärmutter.

In §6 des Tierschutzgesetzes findet man die gesetzlichen Grundlagen:
- (1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.
Das Verbot gilt nicht, wenn 1. der Eingriff im Einzelfall
- a) nach tierärztlicher Indikation geboten ist
oder
- b) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerlässlich ………. (hier geht es um das Kupieren)

Indikation = Heilanzeige (heilen = das Beheben einer bestehenden Krankheit durch entsprechende ärztliche, medikamentöse o. ä. Behandlung)

Bei der Sterilisation handelt es sich beim Rüden um die Durchtrennung des Samenleiters und bei der Hündin des Eileiters. Eine Fortpflanzung wird damit verhindert. Eine Unfruchtbarmachung ist erlaubt, soweit keine tierärztlichen Bedenken entgegenstehen. Geregelt in §6 (5) und in jedem Fall einer Kastration vorzuziehen.

Bevor ich die Gründe, die für eine Kastration angeführt werden die wenigsten davon sind durch das Gesetz gedeckt - und den zu erwartenden bzw. ausbleibenden Erfolg anführe, zunächst die physischen & psychischen Folgen, die so ein schwerwiegender Eingriff in den Hormonhaushalt zur Folge hat:

Folgen einer Kastration.....die Einflüsse auf den Körper


Bewegungsapparat wie Muskulatur, Skelettrobustheit, Gelenke
Für Hunde, die auf eine kräftige Bemuskelung und starkes Bindegewebe angewiesen sind, ist es fatal, wenn sie durch Stress und/oder Kastration diesen Halteapparat teilweise einbüßen. Das sogenannte männliche Hormon Testosteron ist eben auch für die Elastizität des Bindegewebes, für dessen Haltbarkeit und für die Ausbildung der Muskeln an den großen Körpergelenken verantwortlich. Kastrierte Rüden haben viel weniger Haltemuskulatur und ein schlafferes Bindegewebe. Das wiederum ist eben gerade bei den Rassen von besonderer Schädlichkeit, die auf starke und belastungsfähige Muskulatur und Bindegewebsapparate angewiesen sind, also wie z. B. auch unsere Clumber Spaniel. Das Risiko einer Hüftgelenksdysplasie steigt Untersuchungen zufolge erheblich, besonders stark ist der Anstieg bei früh kastrierten Hunden. Ebenso statistisch nachgewiesen wurde ein erhöhtes Risiko für Kreuzbandrisse. Hinzu kommen die Schäden am Bewegungsapparat, als Folge der Übergewichtsproblematik durch den veränderten Stoffwechsel bei kastrierten Hunden.

Stoffwechsel
Bei kastrierten Hunden/ Hündinnen verringert sich der Grundstoffwechsel stark. Dazu kommt, dass die appetitdämpfende Wirkung der Sexualhormone ausgeschaltet wurde. Appetit steigt zugleich sinkt der Energiebedarf.
Folgeerkrankungen von Adipositas können sein:

- Gelenkverschleiß (Arthrose bzw. Osteoarthritis)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Verstopfung (Konstipation)
- Hauterkrankungen (Dermatitis)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Beeinträchtigung der Atmung
- Verminderte Immunabwehr und damit das Risiko für Infektionen und andere Krankheiten
- Calciumoxalat-Harnstein
- Neigung zu Lethargie, mangelnde Motivation und Energie
- Erhöhtes Tumorrisiko
- Leberverfettung
- Erhöhtes Narkose- und Operations-Risiko. Störendes Fettgewebe kann chirurgische Eingriffe verkomplizieren, es kommt häufiger zu Wundheilungsstörungen
- Mangelernährung, durch einfache Reduzierung der Futtermenge (Makronährstoffe) ohne Beachtung des Bedarfs an Mikronährstoffen

Inkontinenz der Hündin
Schwäche des Schließmuskels der Harnröhre aufgrund des Hormonausfalls nach einer Kastration. Bei manchen Rassen leiden bis ca. 60% nach einer Kastration darunter. Hormonbehandlungen können auf manche Hündinnen eine aggressionssteigernde Wirkung haben. Zudem kann eine Inkontinenz durch Übergewicht begünstigt werden.

Tumorbildung
Bei kastrierten Rüden steigt die Anfälligkeit für Prostatatumore. Bei kastrierten Hündinnen steigt das Risiko für Tumore im Analbereich, bei Rüden hingegen nimmt dies ab. Die Entstehung von Milz-, Knochen- und kardialen Tumoren steigt.

Auch eine Schilddrüsenunterfunktion konnte bei kastrierten Hunden häufiger festgestellt werden.

Dass die Fellbeschaffenheit sich nach der Kastration verändert, ist dagegen eine geradezu vernachlässigbare Tatsache.

Einflüsse auf das Gehirn, Psyche und Verhalten
Östrogene regeln die neuronale Aktivität und wirken neuroprotektiv.
Außerdem hat es eine gefäßerweiternde und antioxidative Wirkung und hilft die Myelinarchitektur zu erhalten – und damit die Membran, die unsere Nerven schützt.
Altersdemenz und andere Veränderungen des Verhaltens bei kastrierten älteren Hunden durch den Verlust der Schutzfunktion von Östrogen sind die Folge. Sexualhormone beugen geschädigten Nervenbahnen und Veränderungen der Leitungsgeschwindigkeit im Gehirn im Alter vor.
Der Anstieg des Cortisolspiegels, durch den Wegfall der Sexualhormone und damit ihrer Cortisol dämpfenden Wirkung ließ Verhaltensveränderungen, wie Angst, Stress, Aggression, beobachten.
Unsicherheiten & Stress, die durch den Wegfall der Selbstsicherheit spendenden Sexualhormone entstehen, ziehen oftmals körperliche Folgen für Magen, Darm & Immunsysteme nach sich.

Besonders fatal - Frühkastration

siehe dazu Punkt VII. (2)

Und nun zu den meist angeführten Gründen für eine Kastration:

Halter- bzw. Haltungsgründe

darunter fallen z.B. gemischte Rudel, die „lästige“ Läufigkeitsblutung usw.
"Wer mit der Sexualität seines Hundes nicht klar kommt, sollte sich keinen halten!"
(Kurt Kotrschal, Verhaltungsbiologe)

Unterbindung der Fortpflanzung
In diesem Fall wäre der kleinere Eingriff, also die Sterilisation vorzuziehen, die vom Tierschutzgesetz gedeckt wäre und keine solch große Zäsur im Leben des Hundes darstellt. Für einen aufmerksamen, achtsamen Hundehalter sollten ungewollte Deckakte auch kein Thema sein.

Gesundheitsvorsorge
Es gibt nur wenige Erkrankungen, die eine Kastration u. U. unumgänglich machen, wie z.B. die Pyometra (Gebärmuttervereiterung), Gesäugetumore (Mammatumore) bei der Hündin oder Hodentumor beim Rüden.
Jedoch eine Kastration nur vorsorglich vorzunehmen, ist weder ein vom Tierschutzgesetz vorgesehener Grund noch sinnvoll im Hinblick auf die negativen Auswirkungen einer Kastration.
Fettleibigkeit, eine zu fett- und proteinhaltige Ernährung während des Wachstums erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Mammatumoren, ebenso wie eine Behandlung mit läufigkeitsunterdrückenden Hormonen, die auch einen Risikofaktor für die Pyometra darstellt. Eine moderate Ernährung und Beobachtung der Hündin auf die ersten Anzeichen einer Gebärmutterentzündung, sowie regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt sind als Vorsorgemaßnahme wohl eher geeignet.

Jagdtrieb und Beutefangverhalten
Immer wieder hört man, dass eine Kastration den Hund nicht nur ruhiger mache sondern auch die Motivation zu jagen dämpfen würde. Die Erfahrungen jedoch und Untersuchungen an anderen, nah verwandten Säugetieren widersprechen dem und zeigten, dass der Hund nach dem Wegfall der Sexualhormone oftmals wesentlich stärker Jagdverhalten zeigte. Auch systematische Untersuchungen bei Hauskatzen zeigten, dass Sexualhormone das Beutefangverhalten wohl eher dämpfen und der Wegfall – also die Kastration - das Beutefangverhalten steigert.
Eine Kastration als Antijagdtherapie ist daher absolut ungeeignet.
Training / Erziehung, eine anlagengerechte Beschäftigung sind hier wohl eher das Mittel der ersten Wahl.

Verhaltensprobleme (wie z. B. Hypersexualität, Aggression)
Hypersexuelle Rüden sind tatsächlich nicht sehr häufig und in den meisten Fällen ist das Verhalten völlig normal und hat oft auch gar nichts mit Sexualität zu tun....teilweise Angewohnheiten die sich schon beim Welpen manifestiert haben.
Bei der Aggression ist es ähnlich, denn die meisten Formen werden nicht von Sexualhormonen gesteuert und nicht selten
kann sich das aggressive Verhalten noch steigern, durch den Wegfall der Sexualhormone bzw. dem Ungleichgewicht - dem gestörten Hormonhaushalt. Hier empfiehlt es sich zu informieren und Rücksprache mit Fachleuten zu halten.
Im Zweifel lässt sich durch einen "Hormon-Chip" (einer chemischen Kastration) testen, ob sich das Verhalten des Hundes durch eine Kastration überhaupt ändern würde, bevor man sich für den endgültigen Schritt, operativen Kastration entscheidet. Eine chemische Kastration kann man rückgängig machen - eine operative nicht.

Kastration bei einseitigem Kryptorchismus? - Nein!
Auch bei einem einseitigen Hodenhochstand ist eine vollständige Kastration nicht notwendig und wenig sinnvoll.. Die operative Entfernung nur des im Bauchraum oder Leiste liegenden Hodens ist völlig ausreichend. Hier bietet die laparoskopische Entfernung des Binnenhodens eine für den Hund mit weniger Schmerzen verbundene Alternative zum großen Bauchschnitt. Zusätzlich kann der Samenleiter des verbliebenen, im Hodensack liegenden Hoden durchtrennt werden um die Fortpflanzung zu unterbinden. Durch den Erhalt des normal entwickelten Hodens bleibt der Hormonhaushalt im Gleichgewicht und Kastrationsfolgen aus.
Gerade im Zusammenhang mit Kryptorchismus liest man öfter von vermehrten HD-Fällen, was wenig verwunderlich ist, werden doch die meisten kryptorchiden Rüden noch sehr jung einer Kastration unterzogen und damit den Folgen für den Bewegungsapparat....dem Bindegewebe, der Muskulatur und den Gelenken ausgesetzt.

Scheinschwanger- bzw. Scheinmutterschaft
Hormonell betrachtet werden alle weiblichen Vertreter der Caniden nach jeder Läufigkeit scheinschwanger.
Die Ursache dafür bilden die Gelbkörper, die nach dem Eisprung an den Eierstöcken entstehen, produzieren das Hormon Progesteron und zwar unabhängig davon, ob es zu einer Befruchtung gekommen ist oder nicht. Dieses Hormon sorgt für Bedingungen, die der Embryo die für seine Einnistung und sein Wachstum in der Gebärmutter benötigt. Der Abbau der Gelbkörper (Luteolyse kann bis zu 9-12 Wochen dauern.. Der nun sinkende Progesteron-Spiegel stößt die Ausschüttung des Hormons Prolaktin an, welches unter anderem die Milchproduktion ankurbelt.

Durch die damit verbundenen, veränderten Stoffwechselaktivitäten erscheint die Hündin anhänglicher und mehr auf positiven sozialen Kontakt bedacht. Zur Scheinmutterschaft kommt es etwa zwei Monate nach der Standhitze. Gesteuert wird diese Phase insbesondere durch das Prolaktin, das Elternhormon.

Aufgrund bestehender oder auch nur möglicher Scheinschwangerschaft bzw. Scheinmutterschaft werden Hündinnen oft kastriert, da beides nicht selten als „krankhafte Störungen“ missgedeutet wird und die Hündin folglich leiden müsste.

Biologisch betrachtet jedoch, sind diese beiden Phasen keine Störungen, Krankheit etc., sondern gehören natürlich zum Sexualzyklus und bereiten der Hündin normalerweise kein Leiden.




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VII.(2) Besonders fatal - Frühkastration!
.....und Was passiert in Körper & Gehirn während der Pubertät / Adoleszenz?
Antwort....

Jede Kastration vor dem Ende der Pubertät gilt als Frühkastration. Bei Hündinnen kann man davon ausgehen, dass die Pubertät ungefähr bis nach der 3. Läufigkeit andauert, die Entwicklung bei Rüden verläuft in der Regel etwas langsamer. Meiner Erfahrung nach, würde ich von einem Alter von ca. 3Jahren +/- bei unseren Clumber Spaniels ausgehen, bis man von "erwachsen" sprechen kann.
Die Hormone sind nicht nur für die Ausbildung des Sexualverhaltens und der Geschlechtsorgane wichtig, sondern beeinflussen auch das Wachstum von Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochen, zudem ist das Gehirn in dieser Zeit eine regelrechte Baustelle.
Der Körper bereitet sich dadurch auf das endgültige Erwachsenenalter vor. Eine Kastration in dieser Phase stellt einen nicht zu unterschätzenden Eingriff in das endokrine System, .....in die körperliche und geistige Entwicklung des Hundes dar, wichtige Prozesse in der Entwicklung finden nicht statt oder werden unterbrochen.
Auswirkungen auf den Körper
Infolge der Anschaltung der Pubertätsgene und dem folgenden Anstieg der Sexualhormone wird die Schilddrüse aktiv. Schilddrüsenhormon (Thyroxin) und Wachstumshormon (Substanzen, die das Wachstum beim Tier anregen. Bei Säugetieren übernimmt das Protein-Hormon Somatotropin (STH) diese Funktion. Es besteht aus 191 Aminosäuren und ist artspezifisch.) werden verstärkt produziert, welche Einfluss auf den gesamten Körper und die Funktion vieler Organe haben. Z. B. beendet das Zusammenspiel von Sexual- und Wachstumshormonen das Längenwachstum der Röhrenknochen durch das Schließen der Wachstumsfuge. Eine Verstärkung der Bänder und Sehnen und der verstärkte Muskelaufbau sind an der Änderung der Drehmomente und -Verhältnisse beteiligt.
Kastrierte Hunde werden größer als ihre intakten Geschwister. Eine Folge, einer verzögerten Schließung der Wachstumsfuge des Knochens. Bei einigen Hunden kommt es in dessen Folge zu einer irregulären Körperform, mit unvorhersehbaren Folgen für die Biomechanik der einzelnen Gelenke.

Bei frühkastrierten Hunden zeigte sich in manchen Rassen ein doppelt so hohes Risiko von Hüftdysplasie. Ein leichter erhöhtes Risiko konnte auch noch bei einer Kastration bis zum Alter von drei Jahren nachgewiesen werden.
Hinzu kommen, die zahlreichen bereits in Punkt VII. genannten möglichen Folgen einer Kastration, deren Risiken sich durch die frühe Kastration besonders beim Bewegungapparat oftmals erhöhen.
Der schlenkernde Gang in der Pubertät, hervorgerufen durch unterschiedlich schnelle Wachstumsprozesse, welche ein Ungleichgewicht in den den Teilen des Bewegungsapparates entstehen lassen, kann sich wenn die Pubertät nicht abgeschlossen werden kann, nicht mehr einspielen. Ebenso hat dieser Abbruch des Entwicklungsprozesses oft auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Die Größe des Herzens passt nicht nur nicht zur Größe des Hundes, es ist auch zu schwach.

Der "Umbau" im Gehirn betrifft besonders zwei Bereiche:
- den präfrontalen Kortex, er ist für das Denken, Lernen und Verarbeiten zuständig, ist Sitz der motorischen Planung und Steuerung, von Teilen des Arbeitsgedächtnisses, und der Kontrolle / Entwicklung der Persönlichkeit
und
- die Amygdala, die an der
emotionalen Kontrolle und der Formung emotionaler Gedächtnisinhalte sowie der Speicherung von Gedächtnisinhalten beteiligt ist.
Daher leiden Hunde in der Pubertät / Adoleszenz häufig unter Stimmungsschwankungen, lernen tendenziell schlechter, reagieren empfindlicher und intensiver auf Reize aus der Umwelt. Reaktionen fallen meist emotionaler aus und sie tendieren schneller zu Angst- und Aggressionsverhalten. Auch Risikoabschätzung und Impulskontrolle sind davon betroffen.
//Denkanstoss:
Beim Menschen braucht die Entwicklung (Myelinisierung) des präfrontalem Kortex, die Entwicklung der Persönlichkeit bis zu 30 Jahren und ist selbst dann noch nicht ganz abgeschlossen//

Zudem ist während der Pubertät das "Stresshormon" Cortisol erhöht, was eine höhere Stressanfälligkeit der Tiere in dieser Zeit zur Folge hat.
Da auch der
"Selbstbelohnungsbotenstoff" Dopamin im Körper steigt, haben die Hunde ein gesteigertes Neugierverhalten....sind schwerer von Situationen abzuhalten sind, die ihre Aufmerksamkeit erregt haben.

Erlerntes scheint in dieser Phase wieder „vergessen“, der Hund reagiert anders als gewohnt in (un-)bekannten Situationen und auf Reize. Trotzdem ist die Pubertät für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung unserer Hunde wichtig und notwendig. Es findet ein Optimierungsprozess des Gehirns statt.
Nach und nach werden nicht gebrauchte Verbindungen zwischen den Nervenzellen, die Synapsen - von denen in den ersten Monaten sehr viele ausgebildet wurden - nun teilweise wieder aufgelöst.
Nur solche, die tatsächlich immer wieder verwendet werden, bleiben erhalten. Gleichzeitig werden die Nervenfasern größer und darüber hinaus mit einer neuen Isolationsschicht ummantelt, der Informationsfluss zwischen den Nervenzellen wird nun schneller. Dieser Ausbau führt zu einer Zunahme der sogenannten weißen Substanz d. h. Myelin macht die weiße Substanz weiß. Es bildet die Fettschicht der Axone (schlauchartiger Nervenzellfortsatz über den Signale weitergeleitet werden) der Nervenzellen, die die Informationsübertragung durch das Gehirn beschleunigt. Dieser Prozess kann während der gesamten Lebensspanne auftreten, ist aber in der frühen Entwicklung des Gehirns vorherrschend.
Die Geschwindigkeit der Hirn- und damit der Denkprozesse - die Rechenleistung des Gehirns - wächst dadurch um ein Vielfaches. Die Pubertierenden entwickeln die Fähigkeit, genauso "schnell" zu denken wie ein Erwachsener.

Zu Beginn der Pubertät gilt diese Optimierung nur zuerst einmal für Hirnteile, die für die Motorik, für die Wahrnehmung und die Orientierung gebraucht werden. Aufgrund der Reihenfolge, in der sich die verschiedenen Hirneegionen verändern, unterliegt das Verhalten der Pubertierenden zunächst noch besonders stark dem Einfluss des sogenannten limbischen Systems.
Das limbische System vermittelt zwischen motiviertem Verhalten, emotionalen Zuständen und Gedächtnisprozessen. Des Weiteren regelt es Körpertemperatur, Blutdruck, Blutzuckerspiegel und andere Aspekte des Körperhaushalts. Das limbische System besteht aus drei Strukturen: Hippocampus, Amygdala und Hypothalamus.
Auch die Riechzellen sind direkt mit dem Riechhirn und dem limbischen System (Verarbeitung von Emotionen, Ausschüttung von Endorphinen) verbunden. Dadurch sind Hunde in der Lage (menschliche) Emotionen zu riechen, dies geschieht durch die Ausschüttung diverser Pheromone beim Menschen und Artgenossen.

Der Hypothalamus ist eine der kleinsten Strukturen des Gehirns und spielt doch bei vielen unserer wichtigsten alltäglichen Handlungen eine entscheidende Rolle. Er ist aus verschiedenen Kernen, kleinen Neuronenbündeln, zusammengesetzt, die physiologische Prozesse des auf Motivation beruhenden Verhaltens regulieren (darunter Fressen, Trinken, Regelung der Temperatur und Sexualität). Der Hypothalamus erhält das Gleichgewicht der Körperfunktionen, die Homöostase.

So anstrengend ein pubertierender Junghund ist, ist doch auch er ein "Opfer" der masssiven Umbauarbeiten, die gerade in seinem Gehirn stattfinden.

Eine Kastration sollte in dieser Phase unbedingt vermieden werden, außer es gibt medizinische Gründe hierfür!

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VIII. Warum Welpenhaus oder Zwinger für uns nicht in Frage kommen?
...oder Warum Welpenaufzucht nie so nebenher passieren sollte?
Antwort....

Für uns wäre das eine Aufzucht bzw. Hundehaltung auf Distanz.
Die ersten Wochen / Monate sind viel zu wichtig, um sie ungenutzt zu lassen. Denn Einfluss auf die Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen, haben in besonderem Maße auch die frühen Erfahrungen ....die Aufzucht. Schlecht sozialisierte Hunde mit wenig Trainingserfahrung erzielen in der Kategorie Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen nur niedrige Werte.
Wenn man von den Welpen örtlich getrennt ist, oder gar berufstätig während eines Wurfes, steht es außer Frage, dass einem kleinere Entwicklungsschritte einzelner Welpen völlig verborgen bleiben….bzw. die Verbindung zu den Welpen nicht so intensiv ist.
Zum anderen kann man nur mit ausreichend Zeit den Ansprüchen von Mutterhündin & Welpen…oder ggf. anderen im Haushalt lebenden Hunden gerecht werden. Uns ist sehr wichtig, dass die Mutterhündin relativ zügig – sobald sie das möchte - wieder an den Spaziergängen teilnimmt, denn wir konnten die Erfahrung machen, dass es ihr ausgesprochen gut gefällt ….und sich physisch und psychisch sehr positiv auswirkt. Ebenso merkt man relativ schnell, dass auch die Welpen es genießen, wenn man für sie ein anregendes, animierendes Umfeld schafft und spielerisch ein paar Übungen einbaut. Natürlich immer angepasst an den Entwicklungsstand der Welpen.

 Video
   Video "Playful learning"....Phoenix & Sparkler
 Erste Versuche mit dem Dummy mit 9 Wochen....

Video
Cupid, Clowance, Phoebus & Juno
mit 13 Wochen / 13 weeks (Video)
.Apportieren (fast) schon wie die Großen
Retrieving (almost) like the big ones
(Video)

Ein ausreichend stimulierendes Umfeld hat nicht nur Einfluss auf Neugier-; Lern- und Spielverhalten, sondern auch auf Bewegungs– und Erkundungsaktivität, sowie Lernfähigkeit und Problemlöseverhalten.

 

Video 

6 Wochen

 

Welpen, die unerschrocken von selbst Neues erkunden und durch eine gute Motorik auch dazu in der Lage sind.

(Video/Slide) 

Video

12 Wochen


Sicher,... Welpen, die man fördert sind für den Züchter „anstrengender“ oder „fordernder“, …also bei „Züchtern“, für die reine Vervielfältigung und eine schnelle Abgabe Priorität haben, nicht erwünscht.
Wenn man jedoch aus Liebe zur Rasse züchtet – nicht nur Äußerlichkeiten schätzt, sondern besonders die rasseeigenen Anlagen & Fähigkeiten – ist dieser Mehrwert an Erfahrungen und die vielen freudigen Momente über Lernfortschritte / Trainingserfolge bei den Welpen unbezahlbar! Ganz abgesehen von dem Spaß beim Lernen, den man den Zwergen im Gesicht ablesen kann und dem stolzen Blick nach einer gelungenen Übung...


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IX. Warum man Hunden – egal ob „Show “- oder Arbeitslinie - artgerechte Beschäftigung nicht verwehren sollte? ...oder Warum Geschichten über den „anstrengenden Hund aus Arbeitslinie“ ins Reich der Märchen gehören? Antwort....

Kurz gesagt, weil unabhängig davon aus welcher Linie, sie einst für einen speziellen Einsatz gezüchtet wurden – im Fall der Clumber als Stöber- und Apportierhund. Eine artgerechte Haltung beinhaltet, unserer Meinung nach, auch artgerechtes Training. Eine Stimulans des Gehirns und auch ausreichend Bewegung sind für alle wichtig. Und was liegt dabei näher, als einen mehr –oder weniger vorhandenen Grundstock an Fähigkeiten zu nutzen, zu erhalten und zu erweitern. Zumal diese Art der Beschäftigung / Training auch auf den rassespezifischen Körperbau und seine Bedürfnisse abgestimmt ist.
So, wie es beim Menschen Wohlstandserkrankungen gibt….findet man auch Leiden beim Hund, die auf mangelnde oder -wie in Punkt II ausführlich beschrieben - falsche Bewegung zurückzuführen sind. Daneben, können auch genetisch veranlagte Erkrankungen des Bewegungsapparates u. U. später oder verdeckt in Erscheinung treten, was gerade im Hinblick auf einen Zuchteinsatz ein großes Problem darstellen kann. Ebenso verhält es sich mit der Psyche und der Trainierbarkeit bei mangelnder Stimulation des Gehirns. Bezüglich der Zucht sollte eigentlich ja auch immer die körperliche & geistige Leistungsfähigkeit ein Auswahlkriterium sein. So wie bei ererbten Fähigkeiten, die weiterhin gefordert und gefördert werden müssen um erhalten zu bleiben, wurde auch durch Studien belegt, dass ohne diesen Heritabilitätsvorsprung sich trotzdem durch ausreichend Stimulation / Förderung sich ein beachtlicher Grundstock an Fähigkeiten antrainieren lässt.
Bezüglich des „anstrengenden“ Arbeitshundes: Im Punkt IV, wurde ja schon ausführlich das Thema Trainierbarkeit behandelt und das Gerücht vom angeblich schwer zu handlebaren „working dog“ widerlegt.
Nun zu einem weiteren Gerücht: ….der Arbeitshund, der nicht abschalten kann und „ständig“ bewegt werden muss.
Genau wie der Mensch passt sich auch der Hund seinem Umfeld an. Ein Clumber aus Arbeitslinie ist nicht weniger entspannt, als der aus einer Showlinie. Und völlig egal aus welcher Linie: durch dauerhafte mentale und/oder physische Unterforderung und/oder Überfütterung wird ein Hund träge…., teilnahmslos oder entwickelt gar „Ticks“ oder Verhaltensstereotypen.
Ebenso erzielt ein aktives Training von Körper und Geist die gegensätzliche, positive Wirkung.
Eigentlich sollte die Frage von Interessenten an / Besitzern von Clumber Spaniels nicht lauten, ob manche dieser Jagdhunde zu viel Bewegung / Beschäftigung brauchen, sondern eher ob einige davon zu wenig bekommen – das würde wohl eher der Realität entsprechen!
Es gibt zu dem Themen "Heratibilität" & „Einfluss von Umweltbedingungen“ auch einige interessante Studien bei Säugetieren, z. B. besonders ausführlich untersucht wurden Angehörige verschiedener Mäusestämme.
Hier nur in einer kurzen Zusammenfassung:
Standardversuchsansatz: Jeweils 3 Gruppen von Mäusen aus 2 Stämmen, die sich in der Lernfähigkeit unterschieden. Der Einfachheit halber als: „intelligente“ & „dumme“ Mäuse bezeichnet.
Gruppe 1…. wuchs im Standardkäfig, ohne Einrichtungsgegenstände, nur mit Einstreu, Wasserflasche und Mulde für Pelletnahrung auf.
Gruppe 2… erhielt eine leicht angereicherte Umwelt, d.h. ein – zwei Einrichtungsgegenstände (Röhre zum Durchkriechen, Wand zum dahinter verstecken).
Gruppe 3… Erhielt einen ideal ausgestatteten Käfig, doppelt so hoch, mit einer Vielzahl von Kletter- und Bewegungsmöglichkeiten, einer 2. Ebene, Treppen usw..
Nach dem Verbringen der Jugendzeit in einer dieser 3 Käfige wurden die Auswirkungen auf ihr Verhalten getestet.

Die Mäuse aus den Gruppen 2 + 3 zeigten in vielerlei Hinsicht ein differenzierteres Verhalten als diejenigen aus dem langweiligen Standardkäfig. Bezüglich Neugier & Spielverhalten zeigte sich eine deutliche Zunahme. Mäuse aus dem Standardkäfig spielten fast nie, die aus dem angereicherten ab und zu, die im Idealkäfig jedoch sehr häufig. Bei Verhaltensstereotypen hingegen verhielt es sich umgekehrt. Diese traten in Gruppe 1 sehr häufig, in Gruppe 2 selten und in Gruppe 3 nicht mehr oder fast nicht mehr auf. Ebenfalls bemerkenswert waren die Erkenntnisse, die man gewann aus verschiedenen Lern- und Geschicklichkeitstest. z.B. wie schnell man aus einer Schale klettert, über ein Seil balanciert oder eine unbekannte Fläche (offenes Feld) erkundet. In all diesen Tests schnitten die Tiere aus dem Superkäfig besser als Gruppe ab, und diese wiederum besser als Gruppe 1. Auch Nervosität und Angstverhalten zeigten die Mäuse aus Gruppe 2 und 3 deutlich weniger als Gruppe 1.

Nun zum Vergleich der Mäusestämme …“dumm“ und „intelligent“: Innerhalb einer Gruppe schnitten natürlich die „intelligenten“ immer besser ab als die „dummen“. Jedoch zeigte sich auch, dass der „dumme“ Stamm aus dem Superkäfig und auch aus dem angereicherten Käfig bessere Werte erzielte als Artgenossen aller Stämme aus dem langweiligen Standardkäfig. Im Mittelfeld gab es sogar auch Umkehrungen: d.h. genetisch „dumme“ Mäuse, die besser abschnitten als „intelligentere“ in schlechterer Haltung. Das zeigt: Einflüsse der Umwelt tragen hier einen erheblichen Teil zur Entwicklung des Verhaltens bei.

Unterschiede beziehen sich auf:
- Bewegungs- und Erkundungsfähigkeit
- Lernfähigkeit
- Problemlöseverhalten
- Größe, Gewicht des Gehirns
- Ausmaß und Dichte der Verzeigungen von Nervenverbindungen
- Zahl der Synapsen
- Und auch die Aktivitäten der Botenstoffe im Gehirn sind nachweisbar größer bei den Tieren aus dem angereicherten bzw. superangereicherten Käfigen.

(Studien von: Marashi et al., 2003; Sachser, 2000b, 2001; Sachser et al.,2011, 2013; Kaiser et al., 2007)


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X. Warum unsere Hunde in der Regel nicht schon mit 1-2 Jahren Welpen bekommen?
...oder: Wie aussagekräftig sind in diesem Alter Zucht- und Wesenstests?
Antwort....

Ein Grund ist, dass wie beim Menschen, die Persönlichkeit eines Hundes erst deutlich nach der Pubertät, im frühen Erwachsenenalter relativ stabil ist….je nach Rasse mit 2-3 Jahren. Wenngleich sie sich auch im weiteren Lebensverlauf weiterentwickelt. Auch wenn schon ein paar Wochen alte Welpen bereits beständige Verhaltensmuster zeigen, können sich diese in den folgenden Wochen und Monaten noch sehr verändern. Das liegt an:

- verschiedenen Umweltfaktoren
- Reifungsprozessen
- gemachten Erfahrungen

>>Tests vor dem Alter von 1 ½ -2 Jahren sind weder für die Persönlichkeitsbeurteilung noch für die Zuchtzulassung auch nur im geringsten relevant, wenn man bedenkt, wie stark sich die dort abgefragten Verhaltenseigenschaften immer noch ändern können.<< (Verhaltensbiologie für Hundetrainer von PD Dr. Udo Gansloßer)
Aus unserer Sicht sollte auch nur ein Hund Nachwuchs bekommen, der mental und physisch bereits stabil ist. Abgesehen davon, ist es sehr schwer bei einem 1- 1 1/2 jährigen Hund einschätzen, wie er sich gesundheitlich entwickelt. Je länger Zeit man hat, umso mehr – eventuell erbliche – Krankheiten kann man ausschließen. Natürlich können die Würfe mit zunehmendem Alter kleiner sein und/ oder die Quote erfolgreicher Deckakte geringer, aber dafür hat man ein exakteres Bild von der psychischen und physischen Konstitution der Elterntiere. . . . und nicht zu vergessen eine reifere, mental gefestigte Hündin die entspannter mit den Welpen umgeht.


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Informationsquellen / Empfehlenswerte Bücher:

Titel:
Autor(en):
Hunde - Evolution, Kognition und Verhalten
Dr. Ádám Miklósi
Verhaltensbiologie für Hundetrainer
PD Dr. Udo Gansloßer
Genetik der Hundezucht 
Malcolm B Willis 
Die Persönlichkeit des Hundes:
Wie Gene und Umwelt das Wesen bestimmen
Dr. Marie Nitzschner
Kastration und Verhalten beim Hund
PD Dr. Udo Gansloßer, Sophie Strodtbeck (TA)
Hunde-Forschung aktuell: Anatomie, Ökologie, Verhalten 
PD Dr. Udo Gansloßer, Kate Kitchenham 
Verhaltensbiologie für Hundehalter
PD Dr. Udo Gansloßer

Ein guter Start ins Hundeleben:
Der verhaltensbiologische Ratgeber für Züchter und Welpenbesitzer 

PD Dr. Udo Gansloßer, Petra Krivy 
Spielverhalten bei Hunden:
Spielformen und -typen. Kommunikation und Körpersprache
Mechtild Käufer
Forschung trifft Hund: Neue Erkenntnisse zu Sozialverhalten, geistigen Leistungen und Ökologie
PD Dr. Udo Gansloßer, Kate Kitchenham 
Hunde sind anders
Jean Donaldson
Clicker Training
Martin Pietralla
Mein Hund im Flegelalter
Petra Krivy, Angelika Lanzerath

Links zu Informationen zu oben genannten Themen:
Bewertung eines Persönlichkeitstests
bei Hunden
https://www.kynologie.at/files/Uploads/Abschlussarbeiten/ULG3%20Scherner%20Hausarbeit.pdf
Wesenstest bei Hunden
https://www.canis-symposia.de/hundeblog/wesenstest-bei-hunden.html
Welpenabgabe
https://www.gesundheitszentrum-fuer-kleintiere-luedinghausen.de/tierarztblog/artikel/welpenentwicklung-geburt-bis-12-woche.html
Angst und Furcht – Ursachen, Symptome und Therapie
https://www.wuff.eu/wp/angst-und-furcht-ursachen-symptome-und-therapie-2/
   
   

 

 

 


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