
Unsere Auffassung
bezüglich der Hundehaltung, der Zucht & Aufzucht, sowie der
Anspruch den wir an zukünftige Familien unserer Welpen haben,
ist nicht „Spinnerei“ ....sondern begründet sich in mehrere jahrzehntelanger
Erfahrung und Beobachtung und wurde mittlerweile in den meisten
Punkten auch von Kynologen, Verhaltensbiologen und/oder Medizinern
bestätigt.
Das Leben und
Training mit unseren Hunden, der Aufzucht der Welpen und deren
Aufwachsen im Familienverbund hat uns vieles gelehrt. Der Wunsch
für unsere Hunde und deren Nachkommen, die bestmöglichsten Grundlagen
für ein langes, aktives, zufriedenes und gesundes Leben zu schaffen,
haben unser Interesse - neben Genetik, Ernährungslehre, Biomechanik
& Bewegungslehre - für Verhaltensbiologie, insbesondere der Kognition
geweckt.
>>Wenn
man nicht offen für Neues ist, keine eigenen Erfahrungen und fremde
Erkenntnisse einfließen lässt,
und diese nicht immer wieder in Frage stellt, dann kann man auch
20 Jahre lang Alles falsch machen! (U. A.)<<
Unten, die uns am häufigsten gestellten
Fragen & dazu die Antworten.
-
I.
Warum wir Welpen nicht mit 8 Wochen abgeben? Antwort....
-
Die Entwicklung
von Welpen verläuft sehr individuell, ebenso wie die „Abnabelung“
der Mutter von den Welpen. Mittlerweile ist in verschiedenen
Studien belegt worden, dass es sich auf die mentale Stärke …die
Fähigkeit der Stressbewätigung des Welpen sehr positiv auswirkt,
wenn er länger im Familienverbund verbleibt. Soziales Spielen
und Lernen mit den Wurfgeschwistern in der angestammten Umgebung
wird von Verhaltensbiologen gerade im 3. und 4. Monat als besonders
wichtig bezeichnet. Eine eigentliche Bindung zu einem Menschen
(Züchter sind hier in einer anderen Kategorie zu sehen) sei
hingegen erst ab der 14. Lebenswoche (auch Beginn der Fremdelphase)
richtig möglich.
Nicht nur die renommierten Verhaltensbiologen PD Dr. Udo Gansloßer
und Dr. Adam Miklosi sind hier als Quellen anzuführen, sondern
auch der amerikanische Hundeforscher Marc Bekoff, dessen Untersuchungen,
die bereits in den 80er-Jahren stattfanden, zeigten, dass die
Intensität und das Ausmaß des sozialen Spielens mit Wurfgeschwistern
und "Babysittern" (erwachsene Hunde im Rudel, die
sich mit um die Welpen kümmern) im Zeitraum des 3. und
4. Lebensmonats eine direkte positive Auswirkung auf deren spätere
Geselligkeitstendenzen hat.
Die von Züchtern
für die frühe Abgabe vorgeschobene Prägungs- bzw. Sozialisierungsphase
lässt sich nur bedingt anführen, da diese Phase bis zur 15./16.
Woche dauert (die sich im Alter von ca. 6-9 Monaten wiederholt),
also noch ausreichend Zeit bietet. Außerdem ist eine Sozialisierung
zusammen mit Mutter und/oder Geschwistern ebenso durch den Züchter
möglich, und läuft sogar für den einzelnen Welpen entspannter
ab – Die meisten Züchter lehnen jedoch schlichtweg diesen Aufwand
ab und vergessen dabei, dass gerade im Hinblick auf die Zucht
diese zusätzliche Zeit- in der man die Entwicklung beobachten,
die Anlagen und Charaktere besser einschätzen kann – für einen
Züchter äußerst wertvoll sein kann.
Ein weiterer Aspekt, der für eine spätere Abgabe spricht, ist,
dass etwa ab der 8. oder 9. Woche der Welpe eine Ortsbindung
entwickelt. Auf ihm unbekannte Gebiete wird zunächst mit Unsicherheit
oder ängstlich reagiert. Die zu früh erfolgte gewaltsame Entfernung
eines Welpen vom Ort seiner Geburt kann das Tier in dieser Lebensphase
bisweilen so traumatisieren, dass es sein Leben lang verunsichert
bleibt. Diese plötzliche Ortstrennung eines zu früh von der
Züchterfamilie getrennten Welpen hat größeren Einfluss auf seine
Entwicklung als die Trennung von Wurfgeschwistern oder der Mutter.
Dies alles spricht für ein Abgabealter
erst ab der 12. bis 14. Woche, ebenso, dass die Immunität gegen
gewisse Krankheiten erst mit 2. Impfung (12. Woche) gewährleistet
ist.
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-
II.
Warum wir Freilauf als so wichtig ansehen?…oder: Warum
„Leinenzwang“ schädlich ist? Antwort....
-
Mal
ganz abgesehen davon, dass „Freilauf“ Bindung
und Teamgeist stärkt,
- denn,
wenn ich mit dem Hund als Team agiere, gehört
Vertrauen auf beiden Seiten dazu |
.-
und nur wenn ich dem Hund mein Vertrauen schenke und
ihn von der Leine lasse, erhalte ich auch sein Vertrauen
….die Bindung wird dadurch gestärkt
|
......wirkt
sich Leinenzwang schädlich auf Gelenke und Muskulatur
aus.
denn. . . . . . Bewegung
ist nicht gleich Bewegung.
In der Biomechanik und Bewegungslehre kennt man die Anpassungstypen
Schnelligkeit und Kraftanpassung (englisch „stride“
für Schrittlänge und „strength“ für
Kraftanpassung).
Die Beweglichkeit der großen Gelenke unterscheidet sich
je nach rassebedingten Funktionsanforderungen, was deutliche
Auswirkungen auf den Bau und den Verlauf von Muskeln, Bändern
und den gesamten Bewegungs- und Halteapparat hat. Wer die
Beine überwiegend in eine Richtung vor und zurück
schlenkert wie z.B. Windhunde, braucht eben auch die Muskulatur
nur in dieser Richtung, und der Halteapparat kann entsprechend
anders ausfallen. Wer, wie z.B. unsere Clumber, seine Gelenke
in viele Richtungen drehen und kraftvoll Druck ausüben
will, braucht starke Haltemuskeln und kräftiges Bindegewebe.
Bewegung ist das Lebenselixier für die Gelenke!
Ein Gelenk – oder genauer gesagt – der Knorpel
ist auf die ununterbrochene Versorgung von wichtigen Nährstoffen
durch die Gelenkflüssigkeit angewiesen. Erst durch regelmäßige
körperliche Aktivität kann der gefäßfreie
Knorpel die wertvollen Nährstoffe aufnehmen. Bei jedem
Schritt wird der Knorpel „massiert” und leicht
zusammengepresst. Durch diesen Pumpmechanismus werden frische
Nährstoffe in den Knorpel befördert. Lässt
die Druckbelastung nach, fließt die Flüssigkeit
in den Gelenkspalt zurück und nimmt auf diesem Wege auch
Abbauprodukte aus dem Knorpel mit.
Bei geradliniger, gleichförmiger Bewegung jedoch sind
mehr als große Teile der Gelenkflächen nicht beteiligt
– d.h. der Knorpel wird nicht mit wichtigen Nährstoffen
versorgt und Abbauprodukte bleiben liegen. Die Folge, nicht
benutzte Gelenkknorpel degenerieren, können sich entzünden,
absterben und sind oftmals die Ursache für Gelenkveränderungen
wie Arthritis oder Arthrose.
Nur durch unregelmäßige Bewegungen, plötzliche
Brems- und Wendemanöver, Springen, den Stopp- and-Go-Betrieb
(beispielsweise beim Freilauf, freien Bewegungsspiel oder
beim Spiel mit Artgenossen) wird die gesamte Gelenkoberfläche
z. B. in der Hüfte oder auch im Schultergelenk benutzt.
Hunde, die große und offene Gelenkflächen haben,
sind also ganz besonders auf Bewegungen in alle Raumrichtungen
angewiesen und leiden umso mehr darunter, wenn sie nur an
der Leine geführt werden…. also nur im Schritt
und/oder im Trab bewegt werden. Eine Erhöhung der
Geschwindigkeit allein - z.B. durch das Ausführen mit
dem Rad – verändert nichts, da sich die Gelenkoberfläche
die dafür benötigt wird nicht vergrößert
All
das sind Gründe warum wir neben ausreichend "Freilauf",
die Bewegung der Mädels durch Schwimmen, Training mit
Agility-Elementen usw., so abwechslungsreich wie möglich
gestalten. "Unsere mehr als 4 Jahrzehnte mit Hunden....
und auch jetzt wieder Velvet - nun in ihrem 12. Lebensjahr
- die immer noch mit viel Spaß beim Hürdenspringen,
Schwimmen usw. führend dabei ist ....kaum abgebaut hat,
haben uns darin bestätigt.
»Ohne
Freiheit kann man sich nirgends zu was Schönem entwickeln.«
Zwar in einem anderen Zusammenhang gefallen, finde ich aber
diesen Satz von TH. Fontane übertragen auch bei unseren
Hunden und diesem Thema in zweierlei Hinsicht sehr passend.
Zum einen weil eine gesunde Muskulatur, eine bessere Haltung
und Ausstrahlung zur Folge hat….ebenso wie ein selbstbewusster,
ausgeglichener Hund.
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-
- III.
Wieso wir bereits mit den Welpen Freilauf üben?
Antwort....
-
Wie
im obigen Punkt genauer erläutert, ist Freilauf für
uns ein wichtiges Thema – bezüglich Erziehung/Teambildung
und vor allem auch Gesundheit. Daher ist es nur schlüssig
es so früh wie möglich in den Hundealltag einzubinden.
Ein Welpe ist (noch) viel leichter bei Ausflügen zu steuern,
auch das nachahmende Verhalten kann man sich bei Spaziergängen
mit der Mutter oder anderen Rudelmitgliedern (Babysittern)
zu Nutze machen. Recall mit Ruf, Handzeichen oder Doppelpfiff
prägt sich der Welpe sehr schnell ein.
Gerade weil wir die Erfahrung machen konnten, dass viele Hundehalter
zu zögerlich sind, wenn es heißt den Hund von der
Leine zu lassen, wollen wir schon vor dem Auszug dem Welpen
ein paar Grundlagen spielerisch beibringen und der neuen Familie
damit eine gewisse Sicherheit – falls nötig.
Laut Verhaltensbiologen, u. a.
Dr. Adam Miklosi, haben Welpen biologisch gesehen eine Neigung
zum Imitieren bzw. zum Lernen durch Beobachtung. Es geht darum,
vom Elterntier durch Nachahmung Informationen zu gewinnen,
ähnliche Verhaltensweisen auszuprobieren, die gleichen
Orte aufzusuchen usw.. Es ist völlig normal und davon
auszugehen, dass die Welpen das ständig untereinander
und im Kontakt mit der Mutter praktizieren.
>>Wir haben
das selbst schon öfter erlebt, wenn z. B. bei der Übung "Ablegen
/ Lay down" per Handzeichen, der Welpe anfangs das Handzeichen
nachmacht - also mit der Pfote winkt - anstelle des Ablegens.
Wenn man diese Übung, dann dem Welpen zusammen mit einem
erwachsenen Hund machen lässt, klappt es meist sehr schnell,
weil er es ich vom Großen abschaut.<<
Mit der üblichen Art der
Aufzucht und Erziehung jedoch, gewöhnt man einem Welpen
im Prinzip das Imitieren ab, so Miklosi. Wenn
die Welpen in eine neue Familie einziehen, werden sie diese
Strategie ebenfalls anwenden. In normalen Haushalten ist meist
nicht erwünscht, dass der Welpe das Gleiche tut wie der
Mensch, zum Beispiel Essen vom Tisch zu nehmen. In manchen
Situationen ist das Nachahmen natürlich gut, wie beim
gemeinsamen Spiel, aber sehr viele Verhaltensweisen werden
einfach verboten. Dem Welpen oder erwachsenen Hund wird damit
signalisiert, dass Nachahmung nicht gut ankommt. Er wird nicht
mehr automatisch nachahmen sondern wird darauf trainiert nur
Erlaubtes zu machen, was ein Problem sein kann. Das Nachahmungstraining
(wie zum Beispiel Claudia Fugazza es praktiziert) ist hier
eine gute Sache. Im Prinzip ist es eine Erinnerung an die
„guten alten Zeiten“ und damit ein Anknüpfen
an die natürlichen, biologisch gegebenen Fähigkeiten
des Hundes.
Dr. Ádám Miklósi … … ist Leiter der
inzwischen weltweit größten Forschungsgruppe zum Thema Hund.
Als bekanntester Verhaltensforscher in der Kynologie leitet
er am Lehrstuhl für Ethologie der Eötvös Lorand University
in Budapest/Ungarn unter anderem Forschungsarbeiten auf den
Gebieten des sozialen Lernens, der experimentellen Verhaltensanalyse,
Verhaltensgenetik und Neuroethologie und der genetischen Basis
von Verhaltensabweichungen.
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-
IV.
Warum wir Hunde aus Arbeitslinien bevorzugen?
...oder: Warum Hunde aus Arbeitslinien nicht schwerer handlebar
sind? – im Gegenteil! Antwort....
(Zunächst
ein kleines Vorwort: Ich (wie auch angeführte
Studien) verwende die Begriffe Arbeitslinie &
Showlinie. Ich weiß dass manche den Begriff
„Showlinie“ für ihre Hunde nicht
gerne hören, aber damit ist keinerlei Wertung,
sondern lediglich eine Unterteilung der Linien nach
der „Verwendung“ und/oder dem vorrangigen
Zuchtziel verbunden. Den (mir vorgeschlagenen) Begriff
„Standard“- anstelle von „Show“linie
zu verwenden, lehne ich ab, da dies ja fälschlicher
Weise implizieren würde, dass Hunde aus „Arbeitslinien
nicht dem Standard entsprechen würden).
|
In unserem
beinahe halben Jahrhundert Zusammenlebens & Arbeiten mit
Hunden – anfangs aus beiden Linien - tendierten wir
jedoch aufgrund unserer Erfahrungen im Laufe der Jahre immer
mehr in Richtung der Arbeitslinien – nicht nur wegen
des gesundheitlichen Aspekts. Da wir das Training mit…
bzw. die anlagengerechte Beschäftigung der Hunde für
sehr wichtig - für einen ausgeglichenen, zufriedenen
Hund - halten, hat sich bei uns der Eindruck immer mehr verstärkt,
dass das Training viel einfacher mit „working dogs“
ist. Durch unsere Würfe hat sich dieser Eindruck noch
verstärkt.
1.
Generation "Velvet" |
(
Mutter: Arbeitslinie, Vater: Showlinie) war
bereits relativ einfach zu handlen |
.2.
Generation |
(Vater: ebenfalls aktive Arbeitslinie) hier
bemerkten wir, dass trotz der Unterschiede im Charakter
und der Verteilung der Anlagen, das Training noch
einfacher wurde. |
3. Generation |
(beide Elternteile stammen aus Arbeitslinien
und werden regelmäßig trainiert) hat
sich das – soweit bisher absehbar - noch einmal
verstärkt….bzw. das Handling / die Trainierbarkeit
erleichtert. |
Damit hat sich für uns die ,inzwischen durch Studien
belegte, „Heritabilität von erlernten Fähigkeiten“
nochmals bestätigt.
Wichtig hierbei ist auch, dass
diese ererbten Fähigkeiten auch weiterhin durch ein stimulierendes
Umfeld gefördert werden müssen, um diesen „Lernvorteil“
dauerhaft zu nutzen.
Zu den Themen „Heritabilität von Trainierbarkeit“
und dem Einfluss von Umweltfaktoren auf Trainierbarkeit, Verhalten
und Entwicklung bei Welpen gibt es zahlreiche Studien. Einige
davon z.B. in dem Buch Verhaltensbiologie für Hundetrainer
von Dr. Udo Gansloßer zu finden.
Wie bei Dr. Marie Nitzschner (Verhaltensbiologin) zu lesen
ist, erwies sich bei verschiedenen Studien die Trainierbarkeit,
als diejenige der untersuchten Eigenschaften mit der höchsten
Heritabilität.
Verhaltensweisen, die z. B.:
- die
Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen betreffen |
-
wie schnell ein Hund in neuen Situationen lernen kann |
-
wie sehr er sich auf eine Aufgabe konzentrieren kann
|
fallen in den Verhaltenskomplex, der unter „Trainierbarkeit“
beschrieben wird.
Auch Überschneidungen mit der Impulskontrolle gibt es hierbei.
Generell ergebe sich das Bild,
dass die trainierbarsten Rassen entweder Vertreter der Herding-
oder Sporting-Gruppe waren. Die Ergebnisse von Hsu und Serpell
konnten auch in einer weiteren Studie bestätigt werden.
Auch Hart und Hart (1985), Ley et al (2009) und Turcsán
et al (2011) fanden heraus, dass Hüte- und Sporthunderassen
höhere Punkte bei der Trainierbarkeit erzielen.
Die Autoren erläuterten ihre Ergebnisse vor dem Hintergrund
des ursprünglichen Zuchtziels dieser Rassen. Die Hunde
dieser Rassen wurden für kooperative Aufgaben mit ständigem
Sichtkontakt zu ihrem Menschlichen Partner selektiert, also
wurden hier Fähigkeiten wie der Aufmerksamkeitsfokus
auf den Menschen, Reaktionsbereitschaft auf kommunikative
Signale und Anweisungen, sowie ein schnelles Lernvermögen
züchterisch begünstigt.
Aber
nicht nur die Rasse an sich, sondern auch die Zuchtlinie spielt
hier eine entscheidende Rolle.
Erwartungsgemäß wiesen
die Arbeitslinien eine deutlich höhere Trainierbarkeit
auf als die Showlinien.
Dies können wir aufgrund unserer Erfahrungen nur unterstreichen
und es widerspricht der oft gehörten Unterstellung, dass
ein Gebrauchshund schwieriger im Handling sei.
Hunde mit hoher Trainierbarkeit besitzen eine hohe Apportiermotivation
und fokussieren sich auf eine Aufgabe.
Zudem habe sich gezeigt, dass Hunde mit höherer Trainierbarkeit
eine höhere Lebenserwartung haben.
Übrigens: Einzelne Gene, die die Trainierbarkeit eines
Hundes beeinflussen, stehen auch beim Menschen im Zusammenhang
mit Intelligenz und der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung.
( Kate C. Mac Lean et al. 2019)
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-
V.
Warum Spielen und spielerisches Training so wichtig sind?
...oder Was ist Spiel und was bereits Training? Antwort....
-
»Spielen
ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen
kann.« (J.Y.Cousteau)
Denn: Spielen macht nicht nur Spaß macht, sondern stärkt
auch die Bindung, wirkt stressdämpfend, ist in vielerlei
Hinsicht gesundheitsfördernd, dient dem Lernen von sozialen
Regeln und Konventionen sowie das korrekte Anwenden von Signalen
und Verhaltensmustern.
Grundsätzlich werden drei verschiedene Arten von Spiel
unterschieden:
>
das Sozialspiel
> das
Solitärspiel
> das
Beutefangspiel
Doch was ist eigentlich „Spiel“?
Merkmale des Spielverhaltens:
• stressfreies, entspanntes Umfeld als Voraussetzung
Tiere spielen nur dann, wenn keine Fressfeinde, keine sozialen
Spannungen oder andere Belastungen in ihrer Umgebung vorhanden
sind. Die Aktivität der Stresshormone im Gehirn dämpft
normalerweise merklich und nachweisbar die Lust am Spielen,
und auch spielerisches Lernen funktioniert folglich nicht
in einer belastenden und stressgeladenen Umwelt. Ein entspanntes
Umfeld ist nicht nur für den Hund wichtig, auch wir sollten
den Kopf frei haben. Andernfalls ist es sinnvoller, sich gar
nicht erst aufs Spiel einzulassen, sondern auf entspanntere
Zeiten zu warten, die besser für spielerisches Lernen
geeignet sind.
• häufige Wiederholung des betreffenden Verhaltens
• das Fehlen der jeweiligen Endhandlung als Ziel des
Verhaltens
Apportieren, egal ob Dummy oder Ball zählt daher
nicht zum Spiel.
• freie Kombination von Elementen aus verschiedenen
Verhaltenskreisen
Spielende Hunde kombinieren in ungeordneter Reihenfolge Elemente
des:
- Kampfverhaltens: wie Maulringen und Balgen,
- Beutefangverhaltens, also Beschleichen, Anspringen und Schütteln,
- Sexualverhaltens und der sozialen Körperpflege, durch
Knabbern und Belecken, in beliebiger Reihenfolge miteinander.
• häufiger Rollenwechsel
„Jäger wird zum Gejagten“ oder der in der
Balgerei oben Stehende lässt sich fallen und liegt plötzlich
unten, wechselndes Anschleichen und Anspringen beim Beutefangspiel.
Echtes Spiel ist also immer zwischen beiden Parteien ausgewogen.
• lockere, entspannte, überschießende und
übertriebene Bewegungen, z.B. mit schlenkernden Beinen.
• das sogenannte Spielgesicht
Diejenigen, die einen Hund beim Spielen schon mal über
das ganze Gesicht „lachen“ gesehen haben, können
das nachvollziehen.
Spielen:
Warum und wozu?
Viele Forscher haben bereits lange Zeit mit dem Spielverhalten
und seinen Vorteilen beschäftigt. Die wichtigsten davon
sind folgende:
• Beim Spiel mit dem Hund, an den eine Bindung
besteht, wird auf beiden Seiten – bei Mensch und Hund
-, das sogenannte Bindungshormon Oxytocin, ausgeschüttet.
Darüber hinaus wirkt Oxytocin - als Gegenspieler der
Stresshormone - auch als Stressbremse und ist aufgrund der
stressdämpfenden Wirkung gesundheitsfördernd.
Übrigens: Bei Studien zeigte sich, dass bei beiden Partnern
der Anstieg des Hormons besonders stark ausfiel, wenn sich
Mensch und Hund beim Spielen und Knuddeln lange und intensiv
in die Augen gesehen hatten.
• Das
Spiel dient dem körperlichen Training und der Kondition.
Muskeln, Nervensystem, Durchblutung usw. werden in sportlicher
Weise trainiert. Interessant: zeitlicher Rhythmus in dem die
spielerischen Bewegungen wiederholt werden, entspricht beinahe
genau dem, was bei einem sportmedizinisch gut durchgeplanten
Programm gefordert wird:
o Übungswiederholung in schneller Folge über mehrere
Sekunden/oder ein paar Minuten, dann wechselt das Programm
und nach etwa 20 bis 30 Minuten kommt man zu der ursprünglichen
Bewegungsform zurück. Dieser Rhythmus ist es, der Muskeln,
Nerven, Blutgefäße und andere physiologische Strukturen
besonders gut trainiert und fit hält.
o Bewegungen und Situationen, - sei es im Kampf oder im Beutefang
oder Übernahme bzw. Verlust von Rangpositionen - die
nur selten benötigt werden, können im Spiel trainiert
werden
• Das
Spiel dient dem Lernen von sozialen Regeln und Konventionen,
ebenso wie dem Training von Fairness und dem korrekten Anwenden
von Signalen und Verhaltensmustern.
Aktion und Reaktion auf gesendete oder empfangene Signale
können ohne ernsthafte Konsequenzen ausgetestet werden.
Hunde, die z.B. wegen falscher Trainings- und Erziehungsratschläge
zwischen ca. 4. bis 10. Lebensmonat, kaum oder gar keinen
ungebremsten Spielkontakt mit gleichaltrigen Artgenossen hatten,
werden oftmals auffällig. Trotzdem diese Hunde in dieser
Zeit möglicherweise mit erwachsenen Hunden Sozialkontakt
hatten zeigen sie oft später ein fehlgeleitetes Beutefangverhalten
(attackieren oder verletzen Artgenossen), was wiederum in
Unkenntnis der Situation oft als Aggressivität ausgelegt
wird. Dieses Problem haben Hunde, die in Welpen- und Junghundespielgruppen
gelernt haben, dass man Artgenossen auch im Spiel nicht allzu
heftig mit Beutefangverhalten malträtieren sollte, in
der Regel nicht.
• Spielverhalten
bei Welpen und Heranwachsenden hat eine Reihe von wichtigen
Funktionen bei der Stabilisierung und Vorbereitung des Gehirns
auf seine zukünftigen Aufgaben.
Mehrere Teile des Gehirns werden durch das Spiel gestärkt.
Bereiche die zu tun haben mit:
o räumlicher Orientierung
o Bewegungs-koordination
o feinmotorischen Ablauf von Bewegungen
• Zellteilungen
werden angeregt, die Hirnrinde wird dicker, Anzahl und Verknüpfungsdichte
der Nervenfasern steigen.
Folglich ergeben sich Probleme, wenn Hunde in der Welpen-
und frühen Junghundezeit nicht toben und sich nicht spielerisch
bewegen dürfen. Beeinträchtigungen der groben Motorik,
mit ernsthaften Problemen die Balance zu halten.
•
Der Botenstoff Dopamin führt zu einer doppelten Wirkung
des Spielverhaltens. Dopamin ist als Selbstbelohnungs- und
Lerndroge bekannt, wird im Mittelhirn gebildet und bei Erfolgserlebnissen
ausgeschüttet.
o Es stabilisiert die Entwicklung mehrerer Teile des Gehirns,
auch der Hirnrinde, und bereitet den Hund damit auf eine bessere
geistige und soziale Leistungsfähigkeit in späteren
Altersabschnitten vor.
o Dopamin wirkt nicht nur selbstbelohnend, sondern es erhöht
auch die Vorfreude auf bestimmte Situationen. Wurde Dopamin
produziert, z.B. beim Spiel, erinnert sich das Tier daran,
dass das Spiel das letzte Mal Spaß gemacht hat, und
freut sich darauf, die gleichen angenehmen Erlebnisse und
Empfindungen wieder zu haben. Deshalb sind Spielsituationen
auch Situationen, die regelmäßig von Jungtieren
gesucht werden.
•
Das Spiel bei erwachsenen Hunden, dient neben der Vertiefung
und Festigung der Paarbindung auch dem Zusammenhalt des Sozialverbandes.
Auch die ranghohen Rudelmitglieder können sich hier erlauben,
sich genauso albern und ausgelassen zu benehmen wie Heranwachsende.
Lernprozesse,
die mit Hilfe des Selbstbelohnungsbotenstoffes Dopamin
stattfinden, steigern z.B. die Bereitschaft, Gleiches in Zukunft
öfter zu tun.
Lernvorgänge, die mit vielen Stresshormonen gekoppelt
waren, nehmen
(den meisten Lebewesen jedenfalls) die Lust auf Wiederholung.
(Dr. U. Ganslosser „Verhaltensbiologie für Hundehalter“)
Informationsquellen / Bücherliste finden sie am Seitenende!
-
VI.
Warum wir uns für unsere Welpen aktive Familien
wünschen?
.....und Warum auch mit „Senioren“ weiter trainiert
werden sollte? Antwort....
-
Vorab,
wenn wir von "Aktivitäten mit dem Hund" und
"Training" sprechen,
ist nicht Hundeleistungssport gemeint. Ein Extrem in
diese Richtung wäre wahrscheinlich für die Gesundheit
des Hundes genauso abträglich, wie ein Bewegungsmangel.
Wie bereits in den Punkten II., IV. und V. ausführlich
beschrieben, hat Bewegung und Training einen sehr positiven
Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit. Muskeln
und Gelenke sind ebenso auf „Stimulation“ angewiesen wie das
Gehirn. Zudem ist bewiesen, - wie bereits unter Punkt 4 erläutert
- dass ererbte Fähigkeiten auch weiterhin durch ein stimulierendes
Umfeld gefördert werden müssen, um einen „Lernvorteil“ dauerhaft
zu nutzen.
Umweltbedingungen bzw. die Haltung haben einen erheblichen
Einfluss auf das Lern- und Neugierverhalten, auf Bewegungs-
und Erkundungsaktivität, Lernfähigkeit und Problemlöseverhalten.
Wie wichtig die Umweltsituation ist, zeigt auch eine Studie
zu Alzheimer/Demenz bei Mäusen. Hierbei zeigte sich, dass
bei ausreichenden Umweltreizen selbst bei genetischer Veranlagung
zu diesen Krankheiten ein Schutz vor, bzw. eine Erkrankungsverzögerung
erreicht werden kann. Dieser Schutz soll sogar ein paar Generationen
anhalten. Aktivitäten und körperliches und geistiges Training
wirken sich – wie beim Menschen auch - also sehr positiv auf
die körperliche und geistige Gesundheit der Hunde aus.
Ein langes, gesundes, zufriedenes und ausgeglichenes Leben
– Das wünschen wir uns für unsere Kleinen!
Zucht und Aufzucht sind ein Baustein, ein weiterer wichtiger
Faktor aber ist das Umfeld bzw. die Lebensbedingungen.
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-
VII.
Warum unsere Hunde nicht schon mit 1-2 Jahren Welpen bekommen?
...oder: Wie aussagekräftig sind in diesem Alter Zucht-
und Wesenstests? Antwort....
-
Ein Grund ist, dass wie beim Menschen, die Persönlichkeit
eines Hundes erst deutlich nach der Pubertät, im frühen Erwachsenenalter
relativ stabil ist….je nach Rasse mit 2-3 Jahren. Wenngleich
sie sich auch im weiteren Lebensverlauf weiterentwickelt.
Auch wenn schon ein paar Wochen alte Welpen bereits beständige
Verhaltensmuster zeigen, können sich diese in den folgenden
Wochen und Monaten noch sehr verändern. Das liegt an:
- verschiedenen
Umweltfaktoren |
-
Reifungsprozessen |
-
gemachten Erfahrungen
|
>>Tests vor dem Alter von 1 ½ -2 Jahren
sind weder für die Persönlichkeitsbeurteilung noch für die
Zuchtzulassung auch nur im geringsten relevant, wenn man bedenkt,
wie stark sich die dort abgefragten Verhaltenseigenschaften
immer noch ändern können.<< (Verhaltensbiologie
für Hundetrainer von PD Dr. Udo Gansloßer)
Aus unserer Sicht sollte auch nur ein erwachsener Hund Nachwuchs
bekommen, der mental und physisch bereits stabil ist. Abgesehen
davon, wie kann ich bei einem 1- 1 1/2 jährigen Hund einschätzen,
wie er sich gesundheitlich entwickelt. Je länger Zeit man
hat, umso mehr – eventuell erbliche – Krankheiten kann man
ausschließen. Natürlich können die Würfe mit zunehmendem Alter
kleiner sein und/ oder die Quote erfolgreicher Deckakte geringer,
aber dafür hat man ein exakteres Bild von der psychischen
und physischen Konstitution der Elterntiere. . . . und nicht
zu vergessen eine reifere, mental gefestigte Hündin die entspannter
mit den Welpen umgeht.
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-
VIII.
Warum Welpenhaus oder Zwinger für uns nicht in Frage
kommen?
...oder Warum Welpenaufzucht nie so nebenher passieren sollte?
Antwort....
-
Für
uns wäre das eine Aufzucht bzw. Hundehaltung auf Distanz.
Die ersten Wochen / Monate sind viel zu wichtig, um
sie ungenutzt zu lassen. Denn Einfluss auf die Kooperationsbereitschaft
mit dem Menschen, haben in besonderem Maße auch die
frühen Erfahrungen ....die Aufzucht. Schlecht sozialisierte
Hunde mit wenig Trainingserfahrung erzielen in der Kategorie
Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen nur niedrige Werte.
Wenn man von den Welpen örtlich getrennt ist, oder gar berufstätig
während eines Wurfes, steht es außer Frage, dass einem kleinere
Entwicklungsschritte einzelner Welpen völlig verborgen bleiben….bzw.
die Verbindung zu den Welpen nicht so intensiv ist.
Zum anderen kann man nur mit ausreichend Zeit den Ansprüchen
von Mutterhündin & Welpen…oder ggf. anderen im Haushalt lebenden
Hunden gerecht werden. Uns ist sehr wichtig, dass die Mutterhündin
relativ zügig – sobald sie das möchte - wieder an den Spaziergängen
teilnimmt, denn wir konnten die Erfahrung machen, dass es
ihr ausgesprochen gut gefällt ….und sich physisch und psychisch
sehr positiv auswirkt. Ebenso merkt man relativ schnell, dass
auch die Welpen es genießen, wenn man für sie ein anregendes,
animierendes Umfeld schafft und spielerisch ein paar Übungen
einbaut. Natürlich immer angepasst an den Entwicklungsstand
der Welpen.
Ein ausreichend stimulierendes Umfeld hat nicht nur Einfluss
auf Neugier-; Lern- und Spielverhalten, sondern auch auf Bewegungs–
und Erkundungsaktivität, sowie Lernfähigkeit und Problemlöseverhalten.
Sicher,... Welpen, die man fördert sind für den Züchter „anstrengender“
oder „fordernder“, …also bei „Züchtern“, für die reine Vervielfältigung
und eine schnelle Abgabe Priorität haben, nicht erwünscht.
Wenn man jedoch aus Liebe zur Rasse züchtet – nicht nur Äußerlichkeiten
schätzt, sondern besonders die rasseeigenen Anlagen & Fähigkeiten
– ist dieser Mehrwert an Erfahrungen und die vielen freudigen
Momente über Lernfortschritte / Trainingserfolge bei den Welpen
unbezahlbar! Ganz abgesehen von dem Spaß beim Lernen, den
man den Zwergen im Gesicht ablesen kann und dem stolzen Blick
nach einer gelungenen Übung...
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-
IX.
Warum man Hunden – egal ob „Show “-
oder Arbeitslinie - artgerechte Beschäftigung nicht verwehren
sollte? ...oder Warum Geschichten über den „anstrengenden
Hund aus Arbeitslinie“ ins Reich der Märchen gehören?
Antwort....
-
In
Arbeit!
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-
X.
Warum wir Kastration sehr kritisch sehen?
...bzw. Welche gesundheitlichen Folgen daraus entstehen können?
Antwort....
-
In Arbeit!
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Angst
und Furcht – Ursachen, Symptome und Therapie |
https://www.wuff.eu/wp/angst-und-furcht-ursachen-symptome-und-therapie-2/ |
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